Angebot erstellen mit KI. Wie kann ChatGPT, Mistral oder WERKPORT helfen?

Ratgeber und Tutorials

Wir schreiben ein Handwerker Angebot mit KI

Künstliche Intelligenz ist heute Alltagshelfer und unterstützt schon in weiten Teilen unsere Aufgabenbewältigung. Wie nützlich ist sie bereits im Arbeitsalltag eines Handwerkers? Angebotserstellung, Rechnung schreiben, Rapporte usw. sind aufwändige Tätigkeiten fürs Büro, die von der KI bewältigt werden können. Der Fokus soll hier aber erst einmal auf der Erstellung von Angeboten liegen.


Angebot schreiben mit KI. Die wichtigen vier Zutaten

Für ein Angebot, dass im Anschluss mit der KI erstellt wird, müssen vorerst folgende Sachen zusammengetragen werden:


  1. Das Aufmaß als Ausgangspunkt für exakte Maße oder Mengen (z. B. m² Fläche oder Laufmeter Kabel), quasi die rein rechnerische Planung für das Projekt. Diese dienen im Angebot maßgeblich für die Berechnung des Materialverbrauchs und die benötigte Arbeitszeit. Es ist wahrscheinlich die wichtigste Komponente, die ins Angebot einfließen muss.
  2. Die Materialauswahl bestimmt welche Materialien sollen verwendet werden (z. B. Fliese XY, Farbe, Holzart). Hier ist natürlich die Art des Materials gemeint (nicht die Menge wie im Aufmaß). Das hat Einfluss auf die Qualität der fertiggestellten Arbeit. Die KI kann damit den Materialpreisen bessere Gewichtung geben oder Alternativen vorschlagen.
  3. Die Arbeitszeit für die grobe Einschätzung der benötigten Stunden oder des Arbeitsumfangs. Auch wenn die Arbeitszeit schon recht gut aus Aufmaß und Materialauswahl abgeleitet werden kann, so ist sie dennoch Hilfreich für die erste Einschätzung durch die KI. Diese kann auch mit Erfahrungswerten aus ähnlichen Projekten arbeiten, wenn sie davon Kenntnis hat.
  4. Einsatzort / Baustellenstandort als Adresse (oder zumindest Stadt/Postleitzahl), damit Fahrtkosten richtig berechnet werden können. Damit kennt die KI auch die Region wie Bundesland sowie ob es sich um eine eher ländlich angesiedelte oder städtische Baustelle handelt.


Der Prompt für die Erstellung des Angebots

Wie sollte man den Angebots-Entwurf "prompten"? Hier ein Beispiel:


Erstelle ein professionelles Handwerker-Angebot im A4-PDF-Format, optisch und inhaltlich wie ein klassisches Bau-/Handwerksangebot. Verhindere HTML Formatierungsfehler in jeder Zeile.

Verwende die folgenden Angaben als Basis:
1. Aufmaß (Mengen/Leistungen):
45 m² Wandfläche zum Streichen, 12 m neue Fußbodenleisten
2. Materialauswahl:
Dispersionsfarbe Weiß, Silikat-Innenputz, Fußbodenleisten weiß lackiert aus Kiefernholz
3. Arbeitszeit:
24 Stunden, 3 Arbeitstage, 2 Fachkräfte
4. Einsatzort / Baustelle:
Firma in 96047 Bamberg bis Baustelle in 90762 Fürth


Struktur des Dokuments:
• Briefkopf mit fiktiven Firmendaten (z. B. „Malerbetrieb Mustermann GmbH“) und Kontaktdaten.
• Angebotsüberschrift: „Angebot Nr. 2025-001“ mit Datum.
• Kundendaten (fiktiv ergänzen, z. B. „Herr Max Beispiel, Fürth“).
• Einleitung: Dank für die Anfrage, kurze Beschreibung der Leistungen.
• Leistungstabelle mit aufeinanderfolgenden Positionen (chronologisch sortiert: Vorarbeiten → Hauptarbeiten → Abschlussarbeiten). Falls Platz nicht reicht für Leistungsbeschreibung, nächste Zeile zusätzlich verwenden.
• Spalten: Position, Leistungsbeschreibung, Menge, Einzelpreis (netto), Gesamtpreis (netto).
• Gesamtsumme Netto, 19 % MwSt, Gesamtsumme Brutto.
• Hinweis auf Zahlungsziel (z. B. 14 Tage netto).
• Hinweis: „Dieses Angebot ist 30 Tage gültig.“
• Schlussformel mit Grußformel und Unterschriftszeile.

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Was die KI aus den zur Verfügung gestellten Daten macht

Mit den oben genannten Mindest-Zutaten samt Prompt hat die KI schon mal alle notwendigen Informationen,

um ein einigermaßen vollständiges Angebot zu erstellen. Viele Details kann sie selbst

aus ihrem eigenen Wissensschatz generieren oder ergänzen. Zusätzlich können je nach KI-Modell noch Bilder oder Baupläne mit hochgeladen werden, um den Kontext zu erweitern.


In der Regel kennt das KI-Modell den groben Umfang der gängigen Materialkataloge und kann damit Preisvorschläge machen. Die Vorschläge sind immer mit etwas Vorsicht zu genießen, weil manche Modelle auch nicht immer auf dem aktuellsten Stand sind. Allerdings nutzen Anbieter wie OpenAI (ChatGPT) oder Mistral (Le Chat) auch die Websuche mit der sie ähnlich wie Google nach öffentlich zugänglichen Websites suchen können. Mit dem Wissen über den Materialkatalog kann die KI auch Vergleichsvarianten herausarbeiten (z. B. unterschiedliche Materialqualitäten mit Preisunterschieden). Damit kann im Angebot auch eine optionale höher- oder niedrigpreisige Position angegeben werden wie beispielsweise anstatt der Verwendung von Kalksandstein auch Ziegelmauerwerk für die Errichtung einer Untermauerung. Die KI begründet die Auswahl des Materials auch recht gut, sodass man ohne großen Zeitaufwand noch mehr Optionen im Angebot mitliefern kann, was in einem händisch geschriebenen Angebot schon viel Mehraufwand bedeuten kann.


Die Berechnung der Fahrtkosten funktioniert automatisch, wenn man den Baustellenstandort sowie die eigene Firmenadresse angibt. Wenn man nicht zu viel Informationen an die KI verfüttern möchte, dann reicht auch eine Postleitzahl oder die grobe Ortschaft/Region. Pauschale Kosten wie Baustelleneinrichtung, Baustellenabsicherung oder Baustellen-WC sind auch gängiger Wortschatz.


Standardtexte für Einleitung, Leistungsbeschreibung und rechtliche Hinweise sind das Steckenpferd von LLMs (engl. "Large Language Models") und werden im KI erstellten Angebot recht zuverlässig wiedergegeben. Achte bitte trotzdem darauf, den Text noch einmal zu überprüfen. Auch das Layout und Formatierung für eine professionelle Angebots-PDF beherrscht jeder gängige KI Chat. Bei mehrseitigen PDFs sollte man auf die richtigen Überträge noch aufpassen, damit keine Position in der Tabelle verloren geht.


Wo hat die KI beim Schreiben eines Angebots noch Schwierigkeiten?

Eine größere Variable stellen Entsorgungskosten darf, die leider nur grob abgeschätzt werden können, wenn nur die vier Mindest-Zutaten der KI mitgeteilt werden. Es empfiehlt sich den groben Aufwand in einem Nebensatz zu erwähnen. Auch ein Asbest-Test ist nichts, was die KI selbst erledigen könnte. Hier ist zwingend ein Labortest notwendig und im Idealfall vom Eigentümer durchzuführen, um Mitarbeiter auf der Baustelle zu schützen. Für die Asbest-Analyse selbst gibt es inzwischen auch schon gute KI-Helfer, die dem Labor bei der Identifikation von Asbest helfen können. Aber für den Handwerksbetrieb oder Privatmann ist noch keine "Asbest-KI" auf dem Markt.



Praxis-Test mit verschiedenen KI-Chats

Angebot schreiben mit ChatGPT 5 von OpenAI

Für den ersten Test ist das Ergebnis schon mal in Ordnung. Zugegeben ist die angefragte Handwerkstätigkeit auf ein Minimum beschränkt, um einen guten Vergleich zwischen den KI-Chatbots herstellen zu können.

Es gibt ein paar kleinere Probleme im Layout wie Überschneidungen. Bei längeren Leistungsbeschreibungen in den Angebotspositionen kommt es zu Problemen, denn teilweise sind Wörter überlagert oder abgeschnitten. Der Prompt von oben wurde 1:1 übernommen und ChatGPT hat das PDF direkt zum Download bereitgestellt. In der Free-Version von ChatGPT kann es sein, dass das PDF nicht direkt generiert wird. Mit etwas Nachfragen im Chatbot, wird es aber in der Regel dann doch zur Verfügung gestellt. Es ist schwer einzuschätzen, warum es sich hier so unzuverlässig verhält.


Ein großer Negativpunkt ist leider, dass die von ChatGPT geschriebenen Angebotsentwürfe leider nicht immer konsistent sind. So kann sich das Layout mit der Zeit ändern, was natürlich keinen guten und seriösen Eindruck beim Endverbraucher macht. Man kann dies etwas entgegensteuern, wenn man kleine Trainingsets erstellt, auf die ChatGPT dann zurückgreifen kann und sich den Layout-Stil des eigenen Briefpapiers annähert. Als Workaround kann man sich den Text auch als .TXT Format ausgeben lassen und es händisch ins eigene Briefpapier einbauen. Etwas umständlich, aber bei komplexeren Angeboten könnte die Schreibleistung vom Chatbot den Kopieraufwand überbieten, sodass es sich lohnt.


angebot schreiben mit chatgpt handwerk

Angebot generiert mit Le Chat von Mistral

Der Versuch mit Le Chat hat was die Generierung eines PDFs angeht leider etwas enttäuscht. Hier hätte ich mir mehr vom europäischen KI Chatbot erwartet, der leider in der kostenlosen Version nicht direkt ein PDF in A4 erstellen kann. Stattdessen schlägt es vor den "Markdown" Text in einem Markdown-Converter zu einem PDF zu konvertieren. Der Aufwand dafür ist unverhältnismäßig und für die Praxis sicher nicht zielführend.

Doch aus dem generierten Angebots-Text wird auch deutlich, was viel besser laufen kann als bei ChatGPT oben. Die Angebotstiefe der aufgeführten Leistungen ist viel detaillierter und sogar mit Unterpunkten dargelegt. LeChat hat auch an weitere Vorarbeiten gedacht wie "Entfernen von Tapetenresten und Reinigen von Wandflächen". Auch eine "Endreinigung" wird berechnet. Da alle KI-Modelle im Test freie Hand haben bei der Preisgestaltung des Angebots, kommt es auch hier zu unterschieden. Ein grober Fehler ist hier bei der Berechnung der Netto Gesamtsumme passiert: die "50,00€ für Endkontrolle und Übergabe" ist zwar in den Einzelpositionen aufgeführt, fehlt aber im Endergebnis. Es muss also zwingend nachgerechnet werden, damit keine Peinlichkeit passiert.


angebot schreiben mit lechat mistral handwerk

Angebotserstellung mit Gemini von Google

Auch bei Gemini habe ich mich gefragt, ob der Chatbot ein Angebots-PDF erstellen kann. Leider gab es auch hier eine Absage und den Hinweis, dass zumindest ein Text mit Einzelpositionen in Tabellenform generiert werden kann. Dazu gibt es noch einen Hinweis, dass man die Tabelle direkt in Google Sheets importieren kann, was praktisch ist. In der Pro Version müsste Gemini wahrscheinlich auch ein PDF erstellen können. Ansonsten macht der bereitgestellte Angebotstext aber einen guten Eindruck.


Was überzeugt ist die schön aufgeführte Leistungsübersicht und auch die Preisgestaltung scheint eher realistisch wie im Vergleich zu Le Chat.


angebot erstellen mit gemini handwerk


Angebot generiert mit Copilot von Microsoft

Wie bei den meisten anderen KI Chats konnte auch Copilot kein PDF in A4 direkt erzeugen. Was leider viel mehr enttäuscht ist die komplett unrealistische Preisgestaltung des Angebots durch die KI von Microsoft. Ebenfalls wurden die Arbeitsstunden der Handwerker vergessen. Diese müssen eigentlich aufgeführt sein, da sie auch steuerrelevant sind. Immerhin gibt es auch hier eine kleine Darbietung in Tabellenform, was den Kopiervorgang ins eigene Template erleichtern sollte.


angebot erstellen mit copilot handwerk


Fazit aus dem Angebotsvergleich vom KI Chatbot

Die Versuche mit den Chatbots zeigen, dass die Angebotserstellung mit KI im Handwerksbereich ein gewisses Maß an Arbeitserleichterung darstellen kann. Standardisierte Textbausteine zusammen mit tabellarischen Leistungsübersichten und vereinzelt guten Layouts für Angebots-PDFs lassen sich mit recht Aufwand schnell generieren, wenn man einen guten Prompt zur Hand hat.


Allerdings wird in der Praxis doch schnell klar, dass die KI Helfer hier noch nicht vollständig zuverlässig arbeiten und die Antworten meist sehr unterschiedlich sind. Während ChatGPT durchaus optisch ansprechende PDFs erstellen kann, schwankt die Konsistenz im Layout. Le Chat überzeugt durch detaillierte und praxisnahe Leistungsbeschreibungen im Angebot, scheitert aber an der sauberen Endsumme und dem Bereitstellen eines fertigen A4 PDFs. Gemini punktet mit realistischen Preisen und klarer Struktur, liefert jedoch ebenfalls kein PDF. Copilot von Microsoft hingegen schwächelt am meisten bei den Preiskalkulationen und bietet keinen PDF Download an.


Damit sind die Stärken der KI im "Angebot Schreiben" schnell aufgelistet:

  1. schneller Textgenerierung
  2. standardisierten Formulierungen
  3. ergänzende Vorschläge für die Leistungsbeschreibung bzw. den Arbeitsumfang (z. B. zusätzliche Vorarbeiten oder Endarbeiten)


Schwächen sind aktuell noch:

  1. fehlende Layout-Stabilität
  2. ungenaue oder fehlerhafte Preisberechnungen (in Einzelfällen)
  3. eingeschränkte PDF-Funktionalitäten


Abschließend bedeutet das für Handwerksbetriebe ein Gewinn an neuen Hilfsmitteln fürs Büro. Dennoch bleibt es wichtig, die Ergebnisse noch einmal sorgfältig zu prüfen, notfalls Preise zu korrigieren und den finalen Entwurf auf das eigene Firmenlayout bzw. Briefpapier anzupassen.


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